Briefe aus Sibirien: Ein Audiotour durch Kunsträume in jetzt abgeschlossenen Weltgegenden 1

Die Sendereihe versucht den empathischen Austausch mit Künstler*innen aus aller Welt weiter zu führen. Künstler*innen berichten aus den Orten, wo sie isoliert jetzt sind.

AUDIO

Heute: Artjom Loskutow aus Novosibirsk und Moskau. 

(s. English translation below )

(DE)In den 1950er-Jahren bereiste der französische Schriftsteller und Dokumentarfilmer Chris Marker Weltgegenden, die bedingt durch die politische Lage für Westeuropäer unzugänglich waren. Er besuchte u.a. auch Sibirien und verarbeitete seine Eindrücke von der Lebensweise der Menschen und den politischen Umständen in seinem Film „Letter from Siberia“ (1957).
Wie kann man heute angesichts der geschlossenen Grenzen mit fernen Orten in Verbindung bleiben? 
In der ersten Sendung führt Artjom Loskutow einen Audiotour durch sein „Atelier“ in Moskau.
Artjem gehört zu den jungen russischen Aktionskünstlern, die fahrende U-Bahn-Wagen, Denkmäler und die Stadt selbst in ihre Performance und Aktionen einbeziehen. Im Jahr 2004 veranstaltete er mit wenigen Dutzend Gleichgesinnten die erste Monstration. Seitdem  bildet  die „MONSTRATION“  am 1. Mai in der sibirischen Metropole Novosibirsk eine eigene Kolonne, die sich der „normalen“ Demonstration von Patrioten aller Art  mit Parolen wie  „Gehirne für das Volk“ oder  „Wo bin ich?“  oder „Denke global, handle idiotisch“ anschließt. Am Anfang  wurden die Teilnehmer festgenommen, man versuchte die MONSTRATIONEN zu verbieten- vergeblich. Seit Jahren verbreitet sich die Aktion auch in anderen Städten. „Das Absurde von Macht kann man nur mit dem Absurden beantworten“, meint der Aktionskünstler.
Artem ist zur Zeit als Künstler in Moskau und Nowosibirsk aktiv, er ist Preisträger vieler Wettbewerbe im Bereich zeitgenössischer Kunst und russischer Aktivistenkunst. 2017 war er an einer Ausstellung in der Galerie für Gegenwartskunst, E-WERK Freiburg beteiligt.

Sendereihe Briefe aus Sibirien, Kooperation zwischen der Galerie für Gegenwartkunst,  E-WERK und Ech-Oida, Radio Dreyckland

Konzipiert von Kuratorin Heidi Brunnschweiler und Reakteurin Viktoria Balon.

(EN) The series is committed to continue the empathic exchange with artists from all over the world. Artists report from the places where they are now isolated.

Today Artjom Loskutow from Novosibirsk and Moscow.

In the 1950s, the French writer and documentary filmmaker Chris Marker travelled to parts of the world that were inaccessible to Western Europeans due to the political situation. Among other regions, he visited Siberia. Out of this experience he created his essay film Letter from Siberia (1958) where he reflected on how people lived and of the political circumstances. In view of the closed borders, how can one stay in touch with distant places today?

In the first programme, Artyom Loskutov leads an audio tour through his „studio“ in Moscow. Artjem is one of those young Russian artists who include moving subway cars, monuments and the city itself in their performances and actions. In 2004, he organized the first Monstration with a few dozen like-minded people. Since then, in the Siberian metropolis of Novosibirsk the „MONSTRATION“ on May 1st has formed its own column that joins the „normal“ demonstration of patriots of all kinds with slogans such as „Brains for the people“ or „Where am I?“ or „Think globally, act idiotically.” At the beginning the participants were arrested, they tried to ban the MONSTRATIONS – in vain. For years the action has been spreading to other cities. „The absurdity of power can only be answered with the absurd“, says the artist. Artem is currently active as an artist in Moscow and Novosibirsk, he has won prizes in many competitions in the field of contemporary art and Russian activist art. In 2017 he participated in an exhibition at the Galerie für Gegenwartskunst, E-WERK Freiburg.

The roadcasting series Letters from Siberia is a cooperation between the Galerie für Gegenwartkunst, E-WERK and Ech-Oida, Radio Dreyckland

Concept by curator Heidi Brunnschweiler and editor Viktoria Balon.

„Nach vorne in die dunkle Vergangenheit!“

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